Mutagenese
Erzeugung von Mutationen; in der Pflanzenzüchtung durch Einsatz chemischer Stoffe oder ionisierender Strahlen.
Bei der klassischen Mutagenese erhöht man die spontane Mutationsrate im Erbgut von Lebewesen, indem man sie Substanzen oder Strahlen aussetzt, die das Erbgut verändern (mutagenene Substanzen bzw. Strahlen).
Heute ist es möglich, die Mutagenese gezielte auf DNA-Ebene auszulösen.
Mutagenese wird in der medizinischen und biologischen Forschung als Methode verwendet, um bestimmte Funktionen von Genen aufzuklären. In der Pflanzenzüchtung hat die Mutagenese eine große Bedeutung.
Durch den Einsatz von chemischen Substanzen oder Gamma- oder Neutronenstrahlen werden ungerichtete Mutationen im Erbgut der Pflanzen künstlich hervorgerufen. Die so entstehenden Mutanten werden auf interessante Gene bzw. Eigenschaften untersucht, welche dann in vorhandene Sorten eingekreuzt werden.
Zwischen 1965 und 1990 wurde die durch atomare Strahlung ausgelöste Mutagenese systematisch in der Pflanzenzüchtung eingesetzt. Die Anzahl der Pflanzensorten, die mit dieser Methode gezüchtet wurden und auf den Markt gekommen sind, beläuft sich nach einer Aufstellung der Internationalen Atomenergiebehörde auf etwa 1800 Sorten.
Die chemisch induzierte Mutagenese wird auch heute noch in der Pflanzenzüchtung angewandt, um Pflanzen mit neuen Eigenschaften zu erzielen, wie sie mit den Methoden klassischer Pflanzenzüchtung nicht möglich sind.
In Kanada gelten neue, durch Mutagenese erzeugte Pflanzensorten als „neuartig“. Sie unterliegen den gleichen gesetzlichen Vorschriften wie gentechnisch veränderte Pflanzen und werden nur zugelassen, wenn keine Risiken für Umwelt und Gesundheit erkennbar sind.
In der EU gibt es für neue Pflanzensorten, die aus der Mutationszüchtung hervorgegangen sind, keine besonderen Bestimmungen. Im Gegensatz zu gentechnisch veränderten Pflanzen müssen sie kein Zulassungsverfahren durchlaufen.