Landschaft

Nachhaltigkeit –
Ist die Welt zukunftsfähig für die Menschheit?

Nachhaltigkeit ist als Leitbild für die Gestaltung der Zukunft seit einigen Jahren in aller Munde. Sie ist Forderung zahlloser politischer Grundsatzpapiere, Modewort in gesellschaftlichen Debatten wie auch ein neues Arbeitsfeld für die Wissenschaften. Je mehr der Begriff Verwendung findet, desto mehr besteht auch die Gefahr einer inhaltlichen Ausdünnung. Was also meint Nachhaltigkeit im Kern? Und was bedeutet sie konkret im Bereich der Landwirtschaft?

Carl von Carlowitz

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ wurde vom sächsischen Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645–1714) geprägt.

Bild: „Allgemeine Forstzeitschrift“, 24. September 1952, 7(39): 401.

„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation sichert und gleichzeitig zukünftigen Generationen die Wahlmöglichkeit zur Gestaltung ihres Lebens erhält.“

Definition von Nachhaltigkeit durch den Brundtland-Bericht „Our common future“ (1987)

Prinzip der Nachhaltigkeit

Retinität (Vernetzung), Globalität und Intergenerationalität als Prinzipien des Konzepts der nachhaltigen Entwicklung

Grafik: Institut TTN

„Die Landwirtschaft muss intensiviert werden, damit die künftige Nachfrage nach ihren Erzeugnissen gedeckt und ein weiteres Vordringen auf marginale und empfindliche Ökosysteme verhindert werden kann.“

Auszug aus Kapitel 14 der Agenda 21 zur nachhaltigen Landwirtschaft und ländlichen Entwicklung (1992)

Der Gedanke der Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft. Um das Holz eines Waldes dauerhaft nutzen zu können, dürfen nicht mehr Bäume geschlagen werden als wieder nachwachsen können. In diesem Sinne formulierte der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz im 18. Jahrhundert erstmalig das Prinzip der Nachhaltigkeit. Zu Beginn des Konzeptes stand demnach eine plausible Strategie, wie die natürlichen Ressourcen vor einer Übernutzung zu bewahren sind, um dauerhaft von ihnen leben zu können.

Nachhaltigkeit in politischen Debatten

Die heutige Bedeutung des Leitbilds der Nachhaltigkeit ist vor dem Hintergrund der so genannten „ökologischen Krise“ zu verstehen, wie sie seit der Studie „Die Grenzen des Wachstums“ (1972) diskutiert wird. Der Club of Rome hielt darin fest, dass die aktuelle Wirtschaftsweise einer Ausbeutung der Natur gleichkommt. Die Menschheit habe nur dann eine Chance, wenn sie grundsätzlich umdenke. In den folgenden Jahren gab es kontroverse Debatten über die Studie „Die Grenzen des Wachstums“. Die Fragen der vom Menschen gemachten Umweltfolgen rückten jedoch in den Fokus des öffentlichen Interesses. Es entwickelte sich die Einsicht, dass etwas getan werden müsse.

Spätestens seit dem so genannten Brundtland-Bericht „Our Common Future“ (1987) ist der Gedanke der Nachhaltigkeit auf internationaler politischer Ebene prägend. Dieser Bericht, der nach ihrer Vorsitzenden Gro Harlem Brundtland – der damaligen norwegischen Premierministerin – benannt wurde, wurde auf der vorausgegangenen „Weltkommission für Umwelt und Entwicklung“ (verkürzt: „Brundtland-Kommission“) veröffentlicht. Hier wird ein nachhaltiger Umgang mit der Natur gefordert. Als nachhaltige Entwicklung wurde eine Entwicklung definiert, die den Bedürfnissen der Gegenwart gerecht wird, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, zu gefährden. Ziel ist also ein zukunftsfähiger Umgang mit der Natur und ihren Gütern.

Im Anschluss an diesen Bericht wurde auf der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro der Versuch unternommen, das Konzept der Nachhaltigkeit politisch zu verankern. Als entwicklungs- und umweltpolitisches Aktionsprogramm der nachhaltigen Entwicklung wurde auf der Konferenz von Rio die so genannte Agenda 21 verabschiedet. Zwanzig Jahre später ist die Bilanz durchwachsen: Das Leitbild der Nachhaltigkeit ist zwar in aller Munde, auch existieren weltweit zahlreiche, sich der Nachhaltigkeit verschreibende Projekte. Zugleich, so Kritiker, bleiben die konkreten Regulierungen und Umsetzungen hinter den Erwartungen zurück

Nachhaltigkeit als Verantwortung für die Zukunft

Der Gedanke der Nachhaltigkeit strebt also nach einem verantwortbaren Umgang mit natürlichen Ressourcen gerade mit Blick auf zukünftig lebende Menschen: Es soll kein Raubbau an der Natur getrieben werden. Vielmehr ist darauf zu achten, dass auch nachfolgende Generationen ihre Bedürfnisse stillen können. Das Konzept der Nachhaltigkeit ging damit von einer Klugheitsregel - „Schlag nicht mehr Bäume, als nachwachsen!“ - zu einer moralischen Aufforderung über, die von einer Verantwortung für die Zukunft spricht. Wir haben unsere Handlungen nicht nur mit Blick auf die Gegenwart, sondern auch mit Blick auf die Zukunft moralisch zu bedenken. Die Frage der Generationengerechtigkeit spielt in der internationalen Umweltdebatte seither eine große Rolle.

Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft

Nachhaltigkeit vermag nur dann zu greifen, wenn sie in die Praxis umgesetzt wird. Im Folgeprozess zu Rio 1992 wurden international wie national Versuche unternommen, das Prinzip der Nachhaltigkeit zu konkretisieren. Wann ist beispielsweise eine landwirtschaftliche Bewirtschaftungsweise nachhaltig zu nennen? Welche Kriterien sind hierbei zu erfüllen? Es gibt eine Fülle von Versuchen, eine „nachhaltige Landwirtschaft“ näher zu bestimmen. Zahlreiche Ansätze gehen dabei von einer Verschränkung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Faktoren aus. Sprich: Eine Landwirtschaft ist dann nachhaltig zu nennen, wenn sie umweltschonend, ökonomisch existenzfähig und sozial verantwortlich agiert. Angestrebt werden unter anderem folgende Maßnahmen: Umwelt- und ressourcenschonende Maßnahmen in der Landnutzung, eine effizientere und konsistentere Nutzung von Ressourcen in der Produktion (Effizienz; Konsistenz), eine bessere Klimabilanz, ein geringerer Wasserverbrauch, ein Rückgang des Pestizideinsatzes, eine Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und ein Vermeiden oder Minimieren der schädlichen Auswirkungen auf Boden, Wasser, Luft und Artenvielfalt sowie menschliche Gesundheit. Über die unmittelbare Gestaltung der Landwirtschaft hinaus spricht das Konzept der nachhaltigen Entwicklung auch direkt Endverbraucher an, indem es zu einem Überdenken des Lebensstils und des Umgangs mit Nahrungs- und Genussmitteln anregen möchte (Suffizienz).

Doch inwieweit kann Biotechnologie auf diese vielfältige Art und Weise zu einer nachhaltigen Entwicklung in der Landwirtschaft beitragen? Diese Frage ist in der Nachhaltigkeitsdebatte sehr umstritten. Während Kritiker der Gentechnik vor allem im Biolandbau eine nachhaltige Form der Landwirtschaft sehen, gibt es für Befürworter der Gentechnik zwischen Nachhaltigkeit und Biotechnologie keinen prinzipiellen Gegensatz.

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