Playing God-Argument –
Wird durch gentechnische Veränderung „Gott gespielt“?
In einem Artikel im Daily Telegraph warnte Prinz Charles im Jahre 1998, dass die Wissenschaft mit der Entwicklung gentechnisch veränderter Pflanzen in Bereiche vorstoße, „die zu Gott und allein zu Gott gehören“. Diese Argumentation, dass der Mensch mit der gentechnischen Veränderung „Gott spiele“, ist häufig in der Debatte zur Grünen Gentechnik zu hören und wird unter dem Begriff des „Playing God“-Arguments zusammengefasst. Das Argument wird häufig auch in einem nicht-religiösen Sinne verwendet.
„Die Erschaffung Adams“ von Michelangelo
Bild: „Die Erschaffung Adams“ (Sixtinische Kapelle), Wikimedia Commons
Das „Playing-God“-Argument wird in der Debatte um die Grüne Gentechnik entweder als Metapher verwendet und bezieht sich sehr allgemein auf die Überschreitung einer bestimmten „natürlichen Grenze“, oder es wird in einem ausdrücklich christlich-schöpfungstheologischen Kontext gebraucht. In einem solchen Kontext wird Gentechnik häufig als unverantwortlicher Eingriff in die als gut befundene Schöpfung Gottes angesehen. Das „Playing-God“-Argument kann daher als Überbegriff für Argumente angesehen werden, mit denen aus (vermeintlich) religiösen oder weltanschaulichen Gründen die Grüne Gentechnik grundsätzlich abgelehnt wird. Insofern hat die Argumentation einen stark deontologischen Charakter (vgl. Deontologie). Häufig wird mit dem „Playing God“-Argument aber auch Unbehagen hinsichtlich der Unübersichtlichkeit der sozialen und ökologischen Folgen artikuliert, so dass die Argumentation eher in einem konsequentialistischen Sinne verwendet wird (vgl. Konsequentialismus).
Bei der Verwendung des Arguments, man solle nicht „Gott spielen“, wird meist eine bestimmte Grenze angenommen, die der Mensch nicht überschreiten solle. Hier ergeben sich enge Verknüpfungen mit bestimmten Naturbildern und dem Wert der Natürlichkeit. Auch wird dem Menschen eine arrogante und überhebliche Haltung unterstellt, wenn er Organismen gentechnisch verändert. Da es um Haltungen und den Charakter des Menschen geht, hat die Argumentation hier häufig eine tugendethische Ausrichtung (vgl. Tugendethik).
In der wortwörtlichen, also schöpfungstheologischen Bedeutung des „Playing God“-Arguments wird ausdrücklich von der Existenz Gottes bzw. einer von Gott gegebenen Schöpfung ausgegangen. Dieser Argumentation folgend wird angenommen, dass es dem Menschen gesetzte, objektive Grenzen für sein Handeln in der Schöpfung gibt, die dieser nicht überschreiten darf. Andernfalls würde er sich anmaßen, die Stelle Gottes einzunehmen. Durch den gentechnischen Eingriff würde der Mensch eine als gut befundene Schöpfung verändern, indem beispielsweise Artgrenzen überschritten werden. Diese Argumentation steht allerdings auch innerhalb der theologischen Rede von der Verantwortung für die Schöpfung in einer großen Spannung zum Gedanken der Haushalterschaft des Menschen.
Letzte Aktualisierung: 01.01.2013